Regelmäßig kommen Unternehmer aus dem Handwerk in ernsthafte, existenzbedrohende Schwierigkeiten, weil ihnen das Regelwerk der VOB zum Verhängnis wird. Dabei ist die VOB nicht von Hause aus schlecht. Die VOB soll ja gerade auf die Besonderheiten eines Bauvertrages eingehen und die Punkte regeln, die durch das allgemein gültige BGB nicht so detailliert abgedeckt sind. Das wäre doch ein Grund als Dienstleister im Handwerk die VOB zu feiern. Woran liegt es also, dass so viele mit der VOB derart schlechte Erfahrungen machen?

Die Antwort ist genauso einfach, wie erschreckend: Weil viele an die rechtlichen Anforderungen eines Vertrages mit der gleichen Lässigkeit herangehen, wie einst James Dean im cineastischen Klassiker „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ – mit oftmals fatalen Folgen. Und dann wird aus einem einzigen Auftrag, wie im Film, ein Drama ohne Happy End.

Hand aufs Herz: Kennen Sie die Situation?

Ein (vermeintlich) attraktiver Auftrag, eine spannende Auftragssumme, ein schmeichelhaftes Referenzobjekt, langfristige Auslastung, usw.

60 bis 80 (oftmals deutlich mehr) Seiten Vorbemerkung. „Da steht doch eh immer das gleiche drin.“, „Versteht man ja sowieso nicht.“, „Da müsste ich mir ja einen Rechtsanwalt einstellen, der das alles verdolmetscht.“, „Das war schon immer so.“, „Das muss so sein.“, „Wir sind doch ein Handwerksbetrieb und keine Anwaltskanzlei.“, „Wir sind Profi in unserem Fach, da wird schon nichts passieren.“

Wer sich mit solch einer Einstellung in einen Auftrag stürzt, den würde ich gerne auf eine Partie Pai Gow einladen. Pai Gow ist ein chinesisches Glücksspiel mit Dominosteinen. Der Einsatz, um den gespielt wird beläuft sich in ähnlicher Höhe, wie ein lukrativer Auftrag. Sagen wir ein 5-stelliger Eurobetrag. Wären Sie dabei? Eher nicht. Und warum nicht? Weil Sie wahrscheinlich sagen werden, dass Sie ja die Regeln von diesem Pai Gow gar nicht kennen und dass es deshalb fatal wäre, gleich um solch hohe Summen als Einsatz zu spielen. Tja, die einen nennen es Pai Gow, die anderen VOB. Die wichtigste Voraussetzung ist die Kenntnis des Regelwerks!

Die VOB ist per se nicht schlecht. Man muss nur die Regeln und deren Anwendung in der Praxis kennen. Somit lässt sich der wirtschaftliche Erfolg des anstehenden Auftrags, bzw. die langfristige Existenz des Unternehmens sichern. Vielleicht hätte ein Film mit dem Titel „… denn sie wissen, was sie tun“ eines Tages auch mal das Zeug zum Klassiker.

An dieser Stelle werden wir in den nächsten Wochen und Monaten immer wieder ein paar Situationen aus dem Alltag darstellen. Dadurch wollen wir Sie sensibilisieren und ihnen ein paar vermeintliche Fallstricke aufzeigen. Wenn es weiterführende Fragen, Detailfragen oder Diskussionsbedarf gibt, so stehen wir Ihnen als Team gerne Rede und Antwort. 

Christian Bredl

01.02.2019